Auf Instagram, Blogs, in den Onlinemedien – da hört oder liest man immer mal wieder den Begriff Girlboss. Merchandise wird gekauft und in die Kamera gehalten, man richtet sich mit Kaffee und Laptop auf dem Ikeabett ein und lichtet sich dabei ab, wie man so richtig am worken ist. So, wie das sich halt für Instagram gehört, so wie fleißige, effektive und vor allem effiziente Menschen nunmal arbeiten (nicht wirklich). Entweder in einem kuscheligen Bett oder an einem clean desk, aus dem sich so rein gar nichts befindet außer vielleicht ein gesponsorter Block oder ein Ghostchair – keine Akten, Mappen oder Unterlagen. Da wird dann 12 Stunden am Tag geackert – aber so richtig!

Der Begriff Girlboss ist scheiße

Ich kann dem Begriff Girlboss absolut gar nichts abgewinnen. Ich finde ihn lächerlich, befremdlich, degradierend und ekelhaft. Wenn euch noch ein paar Adjektive einfallen, so sei es euch freigestellt diese unter dem Blogpost zu hinterlassen. Wir können da sicherlich kreativ werden. Im Folgenden möchte ich euch mal erklären, warum ich den Begriff Girlboss so schrecklich abstoßend finde.

1.) Ich glaube an das Prinzip der Äquivalenz. Ich glaube, dass eine Frau genauso leisten kann, wie ein Mann und umgekehrt. Kein erwachsener Mann würde sich jemals Boyboss nennen ohne sich dabei nicht peinlich berührt zu fühlen. Die Tatsache, dass man sich explizit Girlboss nennt, dient dazu herauszustechen. Man ist ein Boss UND ein Girl! Oder impliziert ein solcher Begriff, dass es ganz schön krass ist, eine sogenannte Führungskraft zu sein, OBWOHL man eine Frau ist? Dass man unter den ganzen anderen Frauen ja was ganz Besonderes sei. Durchaus positiv gemeint, aber falls ihr irgendwann das Kompliment „Du siehst gut aus – FÜR DEIN ALTER“ erhaltet, dann können wir weiter darüber sprechen, ob es positiv ist, ein Boss zu sein, obwohl man eine Frau ist.

2.) Ich finde es prinzipiell nicht schlimm, wenn man von „seinen Mädels“ spricht, sofern man denn auch von „seinen Jungs“ spricht. Trotzdessen finde ich es jedes Mal befremdlich, wenn erwachsene Frauen sich selbst Girls oder Mädchen nennen. Wenn Heidi Klum zu ihren Meeedchen spricht und sich darunter teilweise Mittzwanziger befinden, die vermutlich schon eine eigene Wohnung und vielleicht auch ein eigenes Einkommen haben, frage ich mich, was das soll. Bist du 16 und führst dein eigenes Unternehmen? Fein, dann bist du ein Girlboss. Hast du das Teenageralter schon lange hinter dir gelassen – Ausbildung, Studium oder sonstwas abgeschlossen, trägst Verantwortung für dich selbst und vielleicht noch andere, eigene Wohnung / Haus, Zukunftsplanung ist in Aussicht? Dann ist es einfach nur lächerlich sich selbst noch als Girl zu bezeichnen. Guck dir deinen Partner an – ist er ein Junge oder ein Mann. Bist du ein Mädchen oder eine Frau? Ich finde dass der Begriff Girlboss eine erwachsene Frau nur klein macht.

3.) Ich finde es befremdlich und eher witzig, als ernst zunehmen, wenn sich Leute auf ihrem Instagramprofil als Girlboss bezeichnen. Oder als CEO, COO oder sonst irgendetwas in die Richtung, wenn die einzige Leistung darin besteht einen Blog gegründet zu haben, so wir denn wissen, dass es jedem Mann und jeder Frau offen steht, einen Blog zu starten und zu schreiben. Natürlich gibt es hauptberufliche Blogger, die sehr erfolgreich sind, aber die müssen zum Beispiel nicht die ganze Zeit darüber reden oder sich selbst als erfolgreich bezeichnen, weil man es anhand ihres Contents schon sehen kann. Das gilt hier nicht nur für die ganzen Girlbosse, sondern ebenso für das andere Geschlecht. Ich kann es einfach nicht abhaben, wenn man penetrant über seine Errungenschaften spricht – weil ich schon häufig die Erfahrung gemacht habe, dass es Menschen gibt, die dazu tendieren mehr zu schwätzen, als tatsächlich zu leisten. Daher – sei weise, geh leise.